EZB

Wirbel um Gespräch von EZB-Chefökonom mit deutschen Volkswirten

Frankfurt am Main | 17.09.2021 | Reuters

Ein Medienbericht über ein Gespräch von EZB-Chefvolkswirt Philip Lane mit deutschen Volkswirten über die mittelfristige Inflationsentwicklung sorgt für Wirbel. Die „Financial Times“ berichtete, dass der Ire dabei interne Überlegungen offengelegt habe.

Demnach dürfte die Notenbank ihr Inflationsziel von 2 Prozent bis zum Jahr 2025 erreichen. Ein Sprecher der EZB bezeichnete den Bericht in der Nacht zum Freitag als „nicht genau“. Das Thema gilt als brisant, da die EZB ihre mittelfristigen Erwartungen an die Inflationsentwicklung bislang nicht öffentlich gemacht hat.

Lane hatte den Volkswirten laut „FT“ in einer privaten Zusammenkunft gesagt, das mittelfristige Referenzszenario der EZB zeige, dass die Inflation kurz nach dem Ende der derzeitigen Prognoseperiode bei 2 Prozent landen sollte. Die EZB hat diese Langzeitprognose bislang nicht veröffentlicht.

Lane dürfte deshalb mit Fragen konfrontiert werden, ob er interne Informationen an Personen außerhalb der Zentralbank weitergegeben hat – und wenn ja, warum. Ein EZB-Sprecher sagte dazu, Lane habe bei keiner Gelegenheit bei Treffen mit Analysten darüber gesprochen, dass die EZB ihr 2-Prozent-Ziel kurz nach dem Ende der Prognoseperiode erreichen werde. Zu der in dem Bericht erwähnten Jahreszahl 2025 schwieg sich der Sprecher aber aus.

Die EZB-Volkswirte hatten vorige Woche ihre Prognosen aktualisiert. Die Ökonomen sagen für dieses Jahr eine Teuerungsrate von 2,2 Prozent voraus. Die Inflationsrate war im August auf 3 Prozent hochgeschnellt, den höchsten Wert seit rund zehn Jahren. Für 2022 hoben die Volkswirte ihre Inflationsprognose von 1,5 auf 1,7 Prozent an, für 2023 von 1,4 auf 1,5 Prozent.

Die EZB hatte sich unlängst ein neues mittelfristiges Inflationsziel von zwei Prozent gesetzt. Bislang hatte es auf knapp unter 2 Prozent gelautet. Mit dem neuen Ziel wurde auch eine Anpassung des Zinsausblicks notwendig. Die Währungshüter wollen nun ihre Leitzinsen solange auf dem aktuellen oder einem noch tieferen Niveau halten, bis absehbar ist, dass die Inflation 2 Prozent erreicht und dann erst einmal so bleibt.

In Deutschland ist die Teuerung nach europäischer Berechnung zuletzt sogar auf 3,4 Prozent geklettert. Die absehbar noch länger anhaltende Nullzinspolitik der EZB war vor dem Hintergrund der hohen Inflation zuletzt auch im Bundestagswahlkampf stärker thematisiert worden. Und Bundesbank-Präsident Jens Weidmann hatte vor kurzem gemahnt, das Risiko einer zu hohen Inflation nicht aus den Augen zu verlieren.


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