Pleitekonzern

Evergrande-Debakel lässt deutsche Finanzbranche kalt

Frankfurt am Main | 24.09.2021 | Reuters

Der drohende Zusammenbruch des chinesischen Immobilienriesen Evergrande löst in der deutschen Finanzwirtschaft vorerst nur Schulterzucken aus. Nachdem die BaFin und die EZB schon weitgehend Entwarnung gegeben haben, finden sich zunächst keine Hinweise auf eine Verflechtung der deutschen Bankenbranche mit dem Krisen-Konzern aus Shenzhen. Vielmehr gaben mehrere Institute wie ING Deutschland, DZ Bank und NRW.Bank vollständig Entwarnung und erklärten am Freitag auf Anfrage, sie seien nicht bei Evergrande engagiert. Die über die Entwicklungsbank weltweit tätige KfW teilte mit, sie habe kein direktes Exposure. Landesbanken wie die Helaba und die BayernLB winkten ab, und auch die Commerzbank ist Unternehmenskreisen zufolge nicht bei Evergrande engagiert.

Eine Sprecherin der Commerzbank erklärte, die Bank könne keine Auskunft zu Kundenbeziehungen geben. Das China-Geschäft des Geldhauses sei aber sehr überschaubar. So werden im Offenlegungsbericht des zweiten Quartals die bilanzwirksamen Risikopositionen in China mit rund 4,8 Milliarden Euro angegeben, was 0,9 Prozent der Gesamtsumme entspricht.

Deutsche-Bank-Finanzchef James von Moltke hatte am Donnerstag bei einer Investorenkonferenz mit Blick auf die jüngsten Schlagzeilen aus China gesagt, sein Institut habe kein direktes Engagement bei dem Schuldner. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt seien auch keine indirekten Auswirkungen festzustellen, fügte der Manager hinzu, der Evergrande nicht namentlich nannte.

Nur eine Nebenrolle spielt Evergrande offenbar in der Fondsbranche. So verweist der Fondsverband BVI auf Statistiken der Bundesbank, denen zufolge der Anteil chinesischer Wertpapiere am Fondsvermögen von in Deutschland aufgelegten Publikumsfonds zuletzt bei 0,2 Prozent gelegen habe. In Luxemburg oder andern Ländern aufgelegte Fonds dürften ein ähnliches Bild ergeben, sagte ein Verbandssprecher. Zu Evergrande direkt wollte er sich nicht äußern und verwies auf die einzelnen Fondshäuser.

Ganz frei von Evergrande ist der Sektor allerdings nicht. So erklärte die Deka, Evergrande finde sich in einigen Rentenfonds, die in Schwellenländer investierten. Bereits im Laufe des Jahres seien die Evergrande-Positionen abgebaut worden, so dass der Anteil in den Fondsportfolios derzeit bei unter 0,5 Prozent liege, so ein Deka-Sprecher. Auf Seiten der Bank gebe es gar kein Engagement bei dem chinesischen Konzern. Evergrande-Aktien sind demnach nur in den entsprechenden ETFs enthalten, die Börsenindizes widerspiegeln, nicht aber in Aktienfonds.

Union Investment hat einem Sprecher zufolge aktuell weder auf der Renten-, noch auf der Aktienseite Bestände. Grund sei die negative Einschätzung. Evergrande finde sich auch nicht in Spezialfondsmandaten. Union Investment beobachte das Unternehmen aufgrund der Auswirkungen auf den gesamten chinesischen Unternehmensanleihe-Markt aber sehr genau.


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